Gestaltung eines Marktbrunnens auf dem Hildegardplatz in Kempten, 2013
Beschreibung des Entwurfs
Der Brunnen besteht aus einem runden Becken, in dessen Mitte eine zweigeteilte Säule eingelassen ist. Auf der Säule stehen zwei Kinder in Badebekleidung neben einem Apfelbäumchen, die sich mit
ausgestreckten Armen über Wasser freuen beziehungsweise über den Regen, der aus dem oberen Bereich des Baumes wie feiner Staub sprühen soll.
Etwas tiefer wird die Säule von einem Ring mit Vögeln umgeben, aus dem sechs Wasserstrahlen entspringen. Unten am Brunnenrand sitzen zur Trinkwasserentnahme sechs Wasserspeier. Es handelt sich um
Tiere, die naturgemäß am oder im Wasser leben und auch in der Umgebung von Kempten vorkommen: Frosch, Alpensalamander, Forelle, Flusskrebs, Ringelnatter und Karpfen. In gleicher Weise sind die Vögel
der heimischen Tierwelt entnommen.
Die Betrachter, jung und alt, sind dazu eingeladen, sich an dem kleinen Kosmos zu erfreuen, den Brunnen zu umwandern und vielfältige Blickwinkel und Durchbrüche zu entdecken.
Gedanken zur Darstellung
Alles Leben kommt vom Wasser und wird weiterhin vom Wasser abhängen. Wasser gehört allen. Der Wasserkreislauf beginnt mit dem Regen.
Hier kann die Verbindung zum Wochenmarkt hergestellt werden, auf dem Lebens-Mittel gehandelt werden, wie zum Beispiel Früchte und Fische.
Ein Junge und ein Mädchen mit Apfelbaum lassen den Betrachter unwillkürlich an Adam und Eva im Paradiesgarten denken. Da es aber „moderne“ Kinder in Badebekleidung sind, stellen sie die biblische
Geschichte in einen neuen Zusammenhang, indem sie gleichzeitig auf Gegenwart und Zukunft verweisen. Der Schöpfungsmythos ist den verschiedenen Religionen gemein, insbesondere der evangelischen und
katholischen Kirche. Auf dem zweigeteilten Sockel stehend verbinden die Kinder die zwei - auch aus religiösen Gründen - in der Historie verfeindeten Städte zu einem heutigen Kempten. Die dargestellte
Tierwelt könnte ein Gefühl für ein heimisches Paradies wecken.
Die Kinder auf der Brunnensäule lassen auch ein Gedenken an die Schwabenkinder zu, die zuletzt am Hildegardplatz zur Arbeit vermittelt wurden, indem sie - badend und sich am Wasser freuend - ihr
Recht auf gelebte Kindheit einfordern.
Material und Aufbau
Brunnenschale und Säule sind aus Kohlplatter Muschelkalk vorgesehen, alle weiteren Darstellungen aus Bronze, ziseliert und patiniert.
Der äußere Ring des Brunnenbeckens (zwölf Teile, an den Außenflächen gespitzt, nach oben gestockt und überschliffen) soll auf einer Betonplatte (Fundament) fest verdübelt und wasserdicht verklebt
werden. Die Bodenplatte kann dann lose in einzelnen Platten (36 Teile) auf einem Kiesbett mit Ablauf liegen, das im Winter ein vollständiges Abfließen des Wassers ermöglichen und somit ein Auffrieren
verhindern soll. Die Säule besteht aus zwei Teilen.
Der Aufbau des Brunnens ist im Zeitraum Juni bis Juli 2013 möglich.
Pflasterung und Sitzgelegenheit
Die Pflasterung um den Brunnen nimmt die Kreisform wieder auf, sowie die Teilung in zwölf Segmente.
Die sechs Segmente im Pflaster, die jeweils zu den sechs Trinkwasserspendern führen, sind, ebenso wie ein Ring unmittelbar um den Brunnen, aus Granitplatten vorgesehen, wie sie auch sonst auf dem
Platz vorkommen. Dies soll Gehbehinderten und Rollstuhlfahrern einen leichten Zugang zur Wasserentnahme sowie eine leichte Umrundung der Brunnenanlage ermöglichen.
Für die Segmente dazwischen sieht das Konzept große Flusskiesel (Katzenkopfpflaster) vor. Flusskiesel erinnern an den natürlichen Lauf des Wassers, lockern den Platz optisch auf und stellen eine
Verbindung zum Schlangenbach in der Gerbergasse her, der ebenfalls mit Kieseln ausgelegt ist. Auf diesen Segmenten laden Bänke zum Ausruhen ein. Auf den Sockeln der Bänke aus Muschelkalk liegen der
Kreisform entsprechend geformte Holzbretter mit unterschiedlich breiten Sägeschnitten.